Die Ressource Wasser wird in der Region Drâa hauptsächlich für die landwirtschaftliche Produktion in den Oasen genutzt. In den nördlich Oasen der Hochtäler werden neben Getreide diverse Gemüsesorten, Rosen und Baumobst angebaut, in den südlich von Ouarzazate gelegenen Oasen dominieren Getreide, Ackerfutterbau und Dattelpalmen. Traditionelle Anbau- und Bewässerungssysteme stehen neben einem staatlich kontrollierten Bewässerungsmanagement in Form von festen Bewässerungskanälen und so genannten Lâchers, bei denen kontrolliert Wasser aus dem Staudamm Mansour Eddahbi in die großen Oasen des südlichen Drâa-Tals abgegeben wird.
Die hohe Verdunstung aus dem Stausee bildet einen Großteil der Wasserverluste, dem gegenüber ist der Verbrauch für den menschlichen Konsum (v.a. Stadtbevölkerung und Tourismus) mit nur ca. 15 – 20% eher gering. Nachlassende Niederschläge und eine somit geringere Wasserspende aus dem Hohen Atlas haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass der Füllstand des Mansour Eddahbi Stausees stark abgesunken ist, Anzahl und Umfang der Lâchers zurückgehen, und damit die Bewässerung der südlichen Oasen mittels traditioneller Einstauverfahren nur noch in wesentlich geringerem Umfang möglich wird. Dies führt zu einer deutlichen Ertragsminderung, und ggf. zur Aufgabe von Ackerflächen, besonders am Rande der Oasen, der Versalzung auch von günstiger gelegenen Feldern und dem Absterben von Dattelpalmen, besonders um und südlich von Zagora. Für Familien, die hauptsächlich von landwirtschaftlichen Erträgen leben müssen, bedeutet das erhebliche Einkommensverluste oder gar eine Bedrohung ihrer Existenz. Zudem wird vermehrt Grundwasser zur Bewässerung herangezogen, insbesondere, wenn im südlichen Drâa-Tal die Landwirtschaft in ihrer traditionellen Form beibehalten wird.
Bei einem geschätzten jährlichen landwirtschaftlichen Wasserbedarf von zwischen 1200 und 2000 mm besteht für die Grundwasserentnahme eine Konkurrenz zwischen der traditionellen Landbewirtschaftung, dem wachsenden Wasserbedarf für die städtisch lebende Bevölkerung sowie dem Tourismus.
Wasser muss daher künftig anders bewirtschaftet werden als dies gegenwärtig der Fall ist. Unter welchen Bedingungen ein geändertes pflanzenbauliches Management die Fortführung landwirtschaftlicher Nutzung bei geringerem Wasserverbrauch unter Beibehaltung landwirtschaftlicher Produktivität ermöglicht, soll dabei zunächst geprüft und anschließend Handlungsoptionen erarbeitet werden. Die Menge des eingesetzten Wassers für die landwirtschaftliche Produktion wird in Abhängigkeit von den angebauten Kulturarten, unterschiedlichen Sorten und geänderter Bewässerungstechnik berechnet. Anschließend wird untersucht, welche Optionen noch eine sinnvolle landwirtschaftliche Nutzung, unter den Prämissen geringer Wasserverbrauch und landwirtschaftliche Produktivität, weiter ermöglichen (vgl. PK Ma‑E.2).
Die Nutzung und Bewirtschaftung der Ressource Wasser folgt ökonomischen Zwängen. Die Entwicklung eines ökonomisch basierten Planungs- und Optimierungstools für die Wasserverteilung ist somit eine weitere zentrale Aufgabe, die im nachstehenden Themenbereich (vgl. PK Ma‑E.1) erarbeitet wird. Das verwendete Flusslaufmodell MIVAD ermöglicht die Simulation zahlreicher Managementoptionen zur nachhaltigen Wassernutzung, wie zum Beispiel technische Innovationen im Bewässerungsbereich oder die Einführung von Wasserpreisen und den Handel mit Wassernutzungsrechten. Dabei werden sowohl der Wasserverbrauch der Oasen nördlich des Staudammes, die noch einen ungehinderten Zugang zum Wasser besitzen, als auch der für die südlich gelegenen Gebiete berücksichtigt.