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Die schlechte Versorgungslage der beninischen Bevölkerung mit sozialen Basisdiensten drückt sich durch zwei internationale Entwicklungsindikatoren eindrucksvoll aus: im Ranking des Human Development Index (HDI) nimmt Benin den 162ten Platz von 177 Ländern ein und auf der Skala des „Water Poverty Index“ (WPI) steht Benin auf einem der 10 letzten Plätze. Vor diesem Hintergrund ist die nötige Verbesserung des Zugangs zu sauberem Trinkwasser im Rahmen der neuen Entschuldungs- und Armutsbekämpfungsinititiative der Weltbank (seit 2002) für Benin als zentrales Politikfeld bestätigt worden. Aktuelle Forschungsergebnisse zum gesellschaftlichen Umgang mit Wasser liefern wichtige Informationen zur sozio-politischen Einbettung der Ressource Süßwasser, kontextualisieren die Daten anderer naturwissenschaftlicher Projektbereiche und machen „Capacity Building“ auf verschiedenen Ebenen planbar. Die im Rahmen des Themenbereichs geleisteten Untersuchungen der vergangenen beiden Förderperioden nähern sich der Komplexität der Ausgangsthematik multiperspektivisch. Wesentlich ist die Erkenntnis, dass im Gegensatz zu anderen westafrikanischen Entwicklungsländern nicht absolute Ressourcenknappheit das primäre Problem der schlechten Versorgungslage darstellt. Wie der institutionen- und akteurszentrierte Ansatz gezeigt hat, liegen Ursachen von Zugangsengpässen zu Naturressourcen inklusive Wasser und sozialen Basisdiensten vielmehr in den Existenzsicherungsstrategien und -strukturen verschiedener Bevölkerungsgruppen und einer institutionellen Ineffizienz auf verschiedenen Verwaltungsebenen begründet. Die sozialwissenschaftlichen Problemkomplexe des Themenbereichs tragen zur Einlösung des multiperspektivischen Ansatzes bei, indem sie Wasser und andere Naturressourcen als sozial und kulturell eingebetteten Produktionsfaktor ansehen. Nur dieser Blickwinkel ermöglicht es, die sozial differenzierte Vulnerabilität verschiedener Existenzsicherungssysteme zu erklären. Unter dem multiperspektivischen Ansatz ist auch ein weiterer Problemkomplex angesiedelt, der in einer volkswirtschaftlichen Orientierung zum Ausdruck kommt, indem die Wassernachfrage der Sektoren (Haushalt, Industrie, Landwirtschaft) unter Berücksichtigung möglicher Wasserkonflikte analysiert wird. Im Mittelpunkt einer institutionellen Perspektive steht die formale Kompetenzaufwertung der dezentralisierten Verwaltungen und anderer lokaler Akteure im Handlungsfeld der sozialen Basisversorgung. Auch die Verantwortung für ein verbessertes Wassermanagement wird in diesem Kontext momentan von zentralstaatlichen Behörden und lokalen Institutionen ausgehandelt.
Die medizinischen Analysen fokussieren Wasser als Krankheitsträger. Hierbei werden seit der ersten Förderperiode verschiedene natürliche und anthropogene Trinkwasserquellen auf ihre virologische und bakteriologische Kontamination untersucht. Inzwischen steht eine regionale Brunnendatenbank zur Wasserqualität zur Verfügung, deren Nutzung durch beninische Anwender und durch Experten der Entwicklungszusammenarbeit im Rahmen des Kompetenztransfers der dritten Förderperiode ausgeweitet wird. Von großer perspektivischer Bedeutung für Planungszusammenhänge ist auch ein zweiter medizinischer Problemkomplex, der sich mit dem Zusammenhang von Klimaveränderungen und der Ausbreitung von Meningitis- und Malariaerkrankungen befasst.
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