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Die Einzugsgebiete des Ouémé (Benin) und Wadi Drâa (Marokko)

Abb.: Betrachtete Flusseinzugsgebiete des Drâa in Marokko und des Ouémé in Benin. Im oberen Ouémé-Einzugsgebiet (franz. Haute Vallée de l'Ouémé = HVO) erfolgen konzentrierte Untersuchungen
Auswahl der Flusseinzugsgebiete

Westafrika wurde als Untersuchungsregion ausgewählt, weil dort weltweit die stärkste interdekadische Klimavariabilität des 20. Jh. verzeichnet wurde. Zusammenhänge mit dem Klima Europas werden über komplexe Wechselwirkungen zwischen ozeanischen und atmosphärischen Prozessen im gesamten Bereich des tropischen/subtropischen Nordatlantiks vermutet. Trends zu unternormalen Niederschlägen werden in weiten Teilen nördlich und südlich der Sahara seit den 70er Jahren beobachtet.

Die beiden transektartig zwischen dem Atlas Gebirge und dem Golf von Guinea angeordneten Einzugsgebiete wurden nach folgenden Kriterien ausgewählt: Handhabbarkeit (< 100.000 km²), bereits existierende Datengrundlage, politische Stabilität, Bedeutsamkeit sowie Repräsentativität im folgenden Sinn: Das Einzugsgebiet des Drâa in Marokko ist ein Beispiel für ein Flusssystem im Gebirgsvorland humider bis arider Subtropen; das Becken des Ouémé in Benin ist typisch für ein Einzugsgebiet in den wechselfeuchten sub-humiden Randtropen.

Situation

Die Verknappung der Süßwasserreserven wird das bedeutendste wasserwirtschaftliche Problem des 21. Jahrhunderts sein, das in Zusammenhang mit Problemen der Wasserqualität alle Anstrengungen zur Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung gefährden kann. In einigen Regionen sind soziale und politische Konflikte um die Ressource Wasser zu erwarten. Bereits jetzt hat die Wasserverknappung in vielen Regionen kritische Ausmaße angenommen. Für Afrika gehen einige Schätzungen davon aus, dass heute die zur Verfügung stehende Menge an Süßwasser pro Person nur noch ein Viertel derjenigen von 1950 beträgt. Für Nordwest- und Westafrika kommt erschwerend hinzu, dass diese Regionen in weiten Teilen von einer seit mehr als 30 Jahren anhaltenden Trockenperiode betroffen sind. Die steuernden Mechanismen für die Veränderlichkeit der Klimate in diesen Regionen sind bisher nur unzureichend verstanden. Die Möglichkeit eines vom Menschen verursachten globalen Klimawandels fügt der bereits jetzt in vielen Teilen der Erde bestehenden Herausforderung an die Sicherstellung der zukünftigen Wasserverfügbarkeit einen weiteren Risikofaktor hinzu.

Abgesehen von einem stetig abnehmenden Dargebot an Frischwasser pro Kopf in Benin und Marokko ist die gegenwärtige Situation nördlich und südlich der Sahara gekennzeichnet durch ein hohes Bevölkerungswachstum, eine zunehmende Degradation der natürlichen Vegetation durch Überweidung (speziell in Marokko), Bedarf an Brennholz und durch Wanderfeldbau (speziell in Benin). Als Folge davon werden z.B. eine starke Erosion der Böden in Marokko (in geringerem Maße in Benin) und ein Anstieg der Salzkonzentration durch die Bewässerung (nur in Marokko) beobachtet. Die Kombination der zuvor genannten Faktoren leistet einem beschleunigten Degradationsprozess in den kommenden Jahren weiter Vorschub.

Situation im Einzugsgebiet des Wadi Drâa

Der Niederschlag in der Region südlich des Hohen Atlas Gebirges wird stark durch die präzise Lage der großskaligen atmosphärischen Zirkulation über dem subtropischen Nordatlantik und dem resultierenden Transport feuchter Luftmassen aus dem Bereich vor der marokkanischen Küste bzw. des tropischen Westafrikas in das Einzugsgebiet bestimmt. Der Gesamtjahresniederschlag akkumuliert sich daher meist aus wenigen, mitunter aber sehr ergiebigen Ereignissen und weist eine bimodale Verteilung mit Maxima im Herbst und Frühjahr auf. Neben einer hohen interannualen Variabilität der Jahresniederschläge findet man auch eine ausgeprägte langjährige Schwankung, deren Grund bisher weit gehend unverstanden ist. Vor diesem Hintergrund stellt die Entwicklung eines nachhaltigen Wassermanagements eine besondere Notwendigkeit dar. Das im Projekt betrachtete Wadi Drâa wird von zwei Nebenflüssen gespeist, die den südöstlichen und südwestlichen Teil des Hohen Atlas entwässern und die nahe der Stadt Ouarzazate zusammenfließen. An dieser Stelle wurde im Jahre 1972 ein Staudamm fertig gestellt. Infolge starker Sedimentierung beträgt die Kapazität des Stausees heute nur noch 440 Mio. m³ von ursprünglich 560 Mio. m³. In normalen Jahren werden für eine zu bewässernde Gesamtfläche von 26.500 ha etwa 240 Mio. m³ benötigt, wovon alleine der Verlust durch Verdunstung 80 Mio m³ beträgt. Da die Schneeschmelze im Frühjahr ebenfalls zur Auffüllung des Stausees beitragen kann, ist auch eine Diagnose der räumlichen Schneeverteilung in den höher gelegenen Teilen des Flusseinzugsgebietes von besonderer Bedeutung und wird im Projekt durchgeführt.

Situation im Einzugsgebiet des Ouémé

Seit den frühen 70er-Jahren leidet Westafrika unter lang anhaltenden Dürreperioden, die ihren ersten Höhepunkt in der ersten Hälfte der 80er-Jahre erreichten. Das mittlere Niederschlagsdefizit im Zeitraum 1971-1990 beträgt im Vergleich zu 1951-1970 ungefähr 180 mm/Jahr. Davon betroffen sind alle Klimazonen zwischen der semi-ariden Sahel- und der sub-humiden Sudan-Zone bis herunter zur humiden Guineaküsten-Zone. Die lang anhaltende westafrikanische Dürre hat bereits zur spürbaren Verlangsamung der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung aller westafrikanischen Staaten - darunter auch Benin - geführt. So hat sich zum Beispiel die Wasserführung der Flüsse in den jüngeren Dekaden um 40-60% vermindert, was insbesondere zu einer Knappheit der mehrheitlich aus Wasserkraft erzeugten Energie geführt hat. Im Bereich des Einzugsgebietes des Ouémé konnte mittels Fernerkundung an verschiedenen Brennpunkten eine dramatische Änderung der Landnutzung und der Bodenbedeckung innerhalb der letzten 20 Jahre verzeichnet werden. Die Zuwanderung ins obere Untersuchungsgebiet hat ihre Ursache im Landmangel in den nördlich davon gelegenen Regionen und erfolgt in einem institutionellen Vakuum und ohne staatliche Kontrolle. Die Folge sind starke Veränderungen auf lokaler Ebene hinsichtlich der sozioökonomischen Strukturen und der Muster der Landnutzung sowie Auswirkungen auf die Menge und Qualität des vorhandenen Trinkwassers. Jahreszeitlich bedingte Wasserknappheit und durch Trinkwasser übertragene Krankheiten stellen örtlich bedeutende Existenzrisiken dar.